Das Filmmaterial
Schon bevor eine Aufnahme erfolgt, untersuche ich in zeitaufwendigen Tests verschiedene Filme und Entwickler auf ihre Eignung und Verarbeitungsspezifika. Dabei geht es vor allem um die tatsächliche Empfindlichkeit des Films und seine Entwicklungszeit, um eine optimale Vergrößerung zu erzielen. Nach dem Zonensystem achte ich hierbei auf die richtige Dichte verschiedener Graustufen. Zu testen sind auch die Bewegungsrhythmen der Entwicklungsdose und die Verdünnung des Entwicklers. Für verschiedene Kontrastsituationen werden unterschiedliche Empfindlichkeiten/Entwicklungszeiten festgelegt.
Die Kamera
Beim Fotografieren hängt die Methodik von den verwendeten Kameras ab. Im Kleinbild- und Mittelformatbereich können ja auf einem einzigen Film Motive mit sehr unterschiedlichen Kontrasten aufgenommen werden. Bei diesen Kameras wird der Film mit seiner ausgetesteten Empfindlichkeit verwendet, die Belichtung richtet sich nach dem Schattenbereich im Motiv und die Entwicklung wird so ausgleichend wie möglich durchgeführt.
Mit Großbildkameras, bei denen jeder Planfilm einzeln entwickelt wird, ist der Vorgang etwas aufwändiger. Diese Kameras werden zwingend vom Stativ aus verwendet und bedingen eine sehr bedächtige Arbeitsweise. Das Stativ mit Kamera wird mit einer Wasserwaage ausgerichtet, die Kamerastandarten je nach gewünschtem Effekt verstellt (Scheimpflug, Entzerren stürzender Linien usw.) und das Bild mit einer Lupe auf der Mattscheibe kontrolliert.
Während bei Kleinbild- und Mittelformataufnahmen das Motiv rasch in unterschiedlicher Darstellungsweise (Perspektive, Schärfentiefe usw.) festgehalten werden kann und die Auswertung nach der Filmentwicklung erfolgt, wird bei der Arbeit mit der Großbildkamera das endgültige Foto bereits vor der Aufnahme festgelegt.
Mit Lochkameras wird im Prinzip ähnlich fotografiert, allerdings ist die Blendenöffnung festgelegt (meist 125-250) und eine Motivkontrolle ist durch das Fehlen von Suchersystemen erschwert.
Die Belichtung
Die Belichtungsmessung übernimmt im Idealfall ein Spotmeter, der auch den Kontrastumfang zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Motiv ermittelt. Nach dem vorherrschenden Kontrast, der damit verbundenen effektiven Filmempfindlichkeit und der für die Schärfentiefe erforderlichen Blende wird die Belichtungszeit festgelegt. Je nach Film muß bei Zeiten über einer Sekunde der Schwarzschildeffekt berücksichtigt werden.
Bei Kleinbild- und Mittelformatkameras kann für eine schnellere Arbeitsweise auch der eingebaute Belichtungsmesser mit einer schattenorientierten Messung benutzt werden, zumeist aber ohne die Belichtungsautomatik zu aktivieren.
Unabhängig vom Aufnahmeformat sind für bestimmte Umsetzungen der farbigen Motive in Grautöne Gelb-, Grün-, Orange- oder Rotfilter einzusetzen.
Die Filmentwicklung
Die belichteten Filme werden von mir eigenhändig archivsicher entwickelt. Die Entwicklungsdosen für alle Filmformate werden während der eingetesteten Zeiten manuell gekippt, der entwickelte und fixierte Film nach einem Bad in einer Auswässerungshilfe ausreichend lange gewässert und zum Abschluß mit einem bildsilberstabilisierenden Mittel behandelt. Nach der Trocknung werden die Negative in säurefreien Taschen archiviert. Die Haltbarkeit der Filme liegt bei einigen hundert Jahren.
Die Vergrößerung
Von den entwickelten Filmen fertige ich Kontaktkopien auf kontrastarmem Material an, das alle Tonwertabstufungen der Negative zeigt.
Zum Vergrößern der Negative benutze ich zwei 4×5 inch-Vergrößerer mit Kondensor-Beleuchtungssystem und Mischlicht, dazu Objektive von 50 bis 180 mm Brennweite.
Für hochwertige Vergrößerungen verwende ich ausschließlich barytiertes Fotopapier. Das ist zwar aufwändiger in der Verarbeitung, vor allem Wässerung und Trocknung, bietet aber gefälligere Tonwerte und eine deutliche bessere Langzeitstabilität als das bequemere Kunststoffpapier.
Das entwickelte und fixierte Foto behandele ich mit einem Auswässerungsbeschleuniger und wässere es dann ausreichend lange in Archivwaschern. Ungetonte Bilder kommen vor dem Trocknen in ein Bildsilberstabilisierungsbad, dann wird auf Trockensieben getrocknet. Je nach Vorstellung, Verwendungszweck – oder einfach auch nur Laune – können fertige Bilder getont werden. Ich verwende z.Z. Selen-, Schwefel- und Blautoner.
Der Positivprozeß erlaubt eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten: Fotopapier mit warm- oder kaltschwarzem Bildton, unterschiedliche Weißtöne des Papiers, Entwickler mit verschiedenen Kontrast- und Farbtonwiedergaben.
In der nächsten Zeit werde ich mich mit unterschiedlichen alternativen Verfahren beschäftigen, u.a. mit Cyanotypie, Lith-Print, Salzpaier-Druck u.ä.
Präsentation des fertigen Bildes
Als letzter Schritt werden die getrockneten Bilder eine Zeitlang unter Gewicht gepreßt, um eine bessere Planlage zu erzielen. Sie werden auf das endgültige Format beschnitten und auf säurefreien Museumskarton aufgezogen.
Passepartouts werden formatgerecht angefertigt, die Rahmung erfolgt individuell: Ich bevorzuge matte silberfarbige Aluminiumrahmen mit eckigem Profil.